Mann hat es manchmal nicht leicht. Eine satirische Betrachtung zum Thema…
Ich hatte meinen Job bei der städtischen Frauenteestube verloren. Der Grund: Ich war ein Mann. Es waren stets viele hübsche Frauen dort, und sie tranken Tee. Tee und Spiele eben. Die vielen mit Lippenstift verschmierten Tassen hatte ich immer abwaschen dürfen. Den Tee habe ich aufgesetzt. Eben ein paar Taler verdient.
Dann haben sie mich dabei erwischt, dass ich eine Erektion bekam. Sie hatte meine Hose verräterisch ausgebeult. Kein Wunder war das, bei so viel Parfüm und aufreizenden Dekolletés. Ich bin eben ein Mann. Britta-Marie hatte mich dann zur Seite genommen und mich gebeten, ab sofort doch bitte nicht mehr in die Teestube zu kommen. Jedenfalls nicht mehr zum Spülen. Sie erntete dafür lautes Lachen in der Damenrunde. Einige Likörchen waren wohl dabei auch im Spiel gewesen. Ich stand ziemlich blöde und mit hochrotem Kopf da. Ja, so war das.
Dann spazierte ich durch die schmutzigen Straßen meiner Stadt und war wieder einmal ohne Job. Das war in jeder Hinsicht unbefriedigend. Diese Aussage, daß der Beruf eines Mannes auch etwas mit seiner Sexualität zutun haben würde, da war wohl in meinem Fall tatsächlich etwas dran. Seit ich nur noch ab und zu einem Job nachging, fühlte ich mich einfach viel freier und irgendwie auch geiler. Leider war das auch eines der Themen, die Frauen in meinem Umfeld völlig kalt ließen. Die Damen hielten nicht viel davon. Ich würde mich zum Affen machen, so sagten sie und zeigten sich abwertend belustigt. Also suchte ich neuen Halt in der Religion und fand ihn rasch, wenn auch auf eine andere Art und Weise, als so manch einer annehmen mochte. Ich huldigte der biblischen Gestalt des Onan. Echt wahr. Bereits nach kurzer Zeit aufmerksamer Studien und stiller Einkehr bemerkte ich, daß sich meine Fingerfertigkeiten durch die praktischen Repetitorien erheblich verbesserten. Ich konnte vom Üben überhaupt nicht genug bekommen und wurde stets belohnt. Bald schon bemerkte ich, daß ich auch wieder Klavier spielen konnte und das sogar so gekonnt, wie niemals zuvor in meinem Leben. Was sollte ich also sagen? Seit meiner Jugendzeit hatte ich nicht mehr gespielt. Ich war befreit. Eine Last schien von mir genommen.
Die wundervollen Klavierklänge, sie wurden über den gesamten Stadtteil getragen. Die Menschen übersahen mich plötzlich nicht mehr.
An einem Montag klingelte es an meiner Tür. Es stand dort ein Mann, der sich mir als Bernd Stehgreif vorstellte. Er war Musikproduzent. An der großen Tankstelle in der Nachbarschaft hatte er seinen Wagen betankt und dabei unfreiwillig meinem Klavierspiel lauschen müssen. Nun gut, es war Sommer und schwül, Meine Fenster standen eben auf. Er klingelte an der Tür und als daraufhin das Klavierspiel endete, da wußte er natürlich, daß ich es war, der dort gespielt hatte. Ich bat ihn freundlich in meine Wohnung. Wir sprachen. Ich spielte. Er lauschte und lächelte. Danach schlossen wir einen Vertrag.
Bereits nach wenigen Monaten und einige erfolgreiche Konzerten später, sammelten sich ganz überraschend Unmengen Geld auf meinem Konto. Ich hatte Erfolg mit meinem Talent und meiner neu erworbenen Fingerfertigkeit. Schon bald drängten sich die schönsten Frauen um mich, nur um mit mir einen Abend oder manchmal vielleicht auch eine Nacht, verbringen zu können. Ich hatte dann sogar extra jemanden einstellen müssen, um dem großen Ansturm überhaupt begegnen zu können. Immerhin war ich nur ein Mann.
Seit dieser Zeit war ich glücklich, völlig ausgeglichen und trug enge Lederhosen in Schwarz. Ein großes Ölgemälde hatte ich für eine lange Zeit über dem Kamin meiner spanischen Finca hängen. Es bildete den biblischen Onan ab. Als das Anwesen mir schon bald zu klein wurde und ich eine neue Finca bauen ließ, habe ich das Bild schließlich von meinem Butler in den Weinkeller meines badischen Weingutes bringen lassen. Für alle Fälle.
Autor: © Alexander Rossa 2024
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