Die Regenfädenzeit

Die Regenfädenzeit

Kleine Literatur über: Eine Unmutsoffenbarung zum andauernden Regenwetter am Ende eines Winters…

In der Dunkelheit erwacht, kauere ich mich in die Trostlosigkeit des jungen Tages hinein. Der finstere Morgen, er giert vergebens nach Energie. Eisige Kälte zerrt an mir. Graudämmerung erscheint allmählich am Horizont. Sie beleuchtet eher jämmerlich den feinen Regennebel, dort, wo einst die wärmenden Sonnenflecken zu finden waren. Nasse Häuserdächer und Strassen glänzen im farbarmen Licht. Einige Kamine rauchen, hüllen die Umgebung in widerwärtigen Feuermief.

Auf der Strasse blicke ich nur in lustlose Kalkgesichter. Ich pendle zwischen Mitleid und Furcht. Die Menschen eilen hastig durch das beklemmende Draußen. Husten, Niesen und Geschniefe liegen mir in den Ohren. Eisige Regentropfen sammeln sich an den vorgestellten Geländern der Stadt. Die kalten Häuser, sie schwitzen, siffen der Kälte entgegen. Ihre Wände sind nass und glänzen.

Das leise Rauschen des Regens, es verdrängt die Stille. Durch die kalte Dunkelheit der Nacht gedrückt, bin ich bis zum Mittag müde. Danach bin ich nur noch erschöpft, von all dem monotonen Grau des Morgens. Am Abend träume ich von Frühling, von Sonne und tanzenden Schmetterlingen in der Luft. Sie sind die wundervollen Farbboten aus der Lichterzeit und ein seidig feines Lebensgefühl für alle Geschöpfe der wintermüden Natur.

Ich leide mich durch die endlos erscheinende Farbarmut hindurch. Die ewig kalten Nassgedanken, sie widern mich an. Fehlende Reize der Lebendigkeit entziehen mir jegliche Restkraft. Was täte ich nur, ohne die Hoffnung auf einen hellen Frühling, auf duftende Blumen und eine Luft voller Bienengesumm?

So harre ich am Fenster aus und starre durch triste Regenfäden.

Autor: © Alexander Rossa 2024

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