Wo Liebe einst herrschte, nur noch Trauer und Leere ist. Schmerzhaft zerbrochen, entsetzlich verwundet und zerrissen das Band…
Ich habe für uns gekocht. Der Tisch ist gedeckt, und das Essen steht dampfend auf dem Tisch. Ein schöner Abend, laue Sommerbrise und zappelnde Kerzenflammen erheben die Stimmung. Überraschen will ich Dich. Freue mich schon den ganzen Tag darauf. Es ist schön, dich um mich zu haben. Doch die Freude, sie weicht der Verzweiflung. Deine Worte, sie tun mir weh. Ganz unerwartet. Ich spüre, wie sie brutal an dem Gewebe tief in mir reissen.
Warum tust du das?! Was hast Du davon? Ich liebe Dich doch…
Es bereitet Dir Freude, mich leiden zu sehen. Ein Schmerz aus entfernter Tiefe, er raubt meinen Atem. So endlos enttäuscht bin ich von Dir. Mein Vertrauen, meine Hoffnung an Dich, alles das, es ist zerrüttet. Deine Worte durchtrennen alle wundervollen Bilder in meinem Kopf. Bilder von Dir, von uns, die Du wahllos mit Deinen Worten zerfetzt. Worthülsen hasten durch meine Gedanken. Sie fühlen sich an, als wären sie heisse Pfeilspitzen. So scharf und glühend sind sie, lassen mich zusammenzucken. Ich mag mich nicht wehren, bin einfach zu schwach dazu. Sinnlos wäre ein Kampf, bei dem es nur Verlierer gibt. Deine Worte, sie peitschen mich aus, durchbohren mich. So treibst Du sie gnadenlos in mich hinein, Buchstabe, für Buchstabe. Du flösst mir Deine Gedanken ein, als wären sie feiges Gift. Schier blind scheinst Du, vor lauter Gier nach Demütigung. Ich bin verletzt, blute meine Gefühle in die laue Nacht. Wie ein wildes Tier, so wittern sie an mir herum, Deine Fragen. Sie suchen und scharren gierig nach schutzlosen Emotionen. Tränen sind der Rauch meines Feuers aus Schmerz. Sie rinnen durch mein Gesicht, Dir flehend entgegen. Tränen wie das Blut der schwindenden Hoffnung. Doch sind sie Dir nur Lohn für übles Vandalentum. Die Tränen im Kanossa Deiner endlosen Wut, sie versiegen ungehört. In tiefster Demut liegen sie Dir kraftlos erkaltet zu Füssen. Einst strebten sie danach, die verschollene Prinzessin in Dir zu befreien. Die sterbende Liebe, wie anmutig und schön sie ist. Doch Deine harte Hand in meinem Gesicht, sie läßt meine Seele erschüttern.
Du hast es getan!
Oh, nein!
Ist es meine Schuld?
Ich bin mir sicher.
Verzeihe mir!
Fauchendes Reissen an meinen Wangen. Verzweiflung in meiner Brust und atemlose Leere im Raum. Ich schmecke Blut in meinem Mund. Dann plötzlich staucht mich ein unglaublicher Schlag in den Magen. Den Schmerz, ich spüre ihn kaum, wohl aber das Universum. Es bricht knirschend in sich zusammen. Schwindel, Erschütterung und eine qualvolle Leere. Harter Boden unter meinen Knien. Meine Hände im Gesicht, auf kalten Fliesen und Tränen salzigem Blut. Ein erneuter Schlag, er wirbelt mich herum. Ich pralle hart gegen die Mauer. Bellender Schmerz im Rücken, im Gesicht, in meiner Seele. Dann ein lautes Krachen der Tür.
Du bist fort. Ich bin da.
»Ich liebe Dich doch…«
Scherben überall, in denen ich kraftlos liege. Verzweifelte Leere hinter roten Meeren. Schmerzen jagen unaufhaltsam meine Trauer in die Enge. Auf dem Tisch, dort steht es, das dampfende Essen. Der Abend ist noch immer lau. Die Kerzen auf dem Tisch, sie sind erloschen. Rauchfahnen ziehen nach oben. Leise Worte von mir in die Luft gehaucht: »Ich liebe Dich doch…«
Autor: © Alexander Rossa 2024