Regen prasselt an die Scheiben.
Ich sitze auf dem Boden, die Knie angezogen, den Kopf gesenkt.
Die Uhr in der Stube tickt laut.
Es ist kaum Licht. Nur der schwache Schein der Strasse ist da.
Das Gefühl von Leere umgibt mich. Im Mittelpunkt von mir ist sie da, die Traurigkeit, eine so sehr tiefe Traurigkeit. Ich spüre deutlich, wie sie an mir nagt und knabbert. Sie ist wie ein Kakerlak, eine ständig hungrige Schabe, die in mir und von mir lebt.
Die Kühle der Mauer in meinem Rücken, sie wird zur eisigen Kälte.
Doch ich kauere hier, so wie immer und Stunde, um Stunde.
Dieses Gefühl, ist es das Gefühl des Lebens? Das muss es sein. Dieses sagenhafte Gefühl, von dem alle schwärmen und für das es sich lohnt, so sehr an seinem Leben zu hängen.
Seltsam, ich verstehe das nicht. Dabei sollte ich es verstehen, da auch ich dazu gehöre. Ich bin auch ein Mensch. Hat man nur das Recht auf ein zufriedenes Leben, wenn man sich selbst aufgibt, indem man sich dem aktuellen Geschehen ergibt? Das ist wohl eine dieser Possen, die ich jeden Tag präsentiert bekomme, ob ich es möchte, oder auch nicht.
Nein, ich denke, wir verlieren uns selbst in einer von uns geschaffenen, scheinbaren Realität.
Eigentlich wäre dies ein faszinierender Vorgang, würde man nicht selbst betroffen sein. So ziehe ich es lieber vor, einfach nur hier zu sitzen. Abzuwarten mit der Gewissheit, mir selbst in die Augen sehen zu können – das ist mein Weg.
Es ist richtig, das auch ich einige Welten erschaffe, Welten, in denen ich einfach nur bin.
Doch meine Welten, sie sind nicht diese erwähnten, scheinbaren Welten. Sie sind tatsächlicher und realer Bestandteil eines echten Lebens. Sie sind ein Teil meines Lebens.
Mit diesen Welten kann ich mich wirklich identifizieren. Ich bin mit ihnen nicht genötigt, irgendein Theater zu spielen. Sie sind von einer mysteriösen Reinheit und Frische umgeben und damit wohl ein Indiz auf jene sagenhafte Quelle, die unserer menschlichen Existenz überhaupt ihren Sinn verleiht.
© Alexander Rossa 2024