Immer ist er da. Tief in mir lebt er.
Leid und Schmerz wecken ihn auf und lassen ihn erstarken.
Wie ein bedrohliches Untier, so schlägt er seine spitzen Krallen tief in mein Fleisch hinein. Ich kann ihn fast riechen, meine immer wieder, sein tiefes Knurren zu vernehmen. Jeden Augenblick erwarte ich, dass er seine scharfen Zähne in die kümmerlichen Reste meiner Hoffnung schlagen wird, um sich an meiner Trauer zu weiden.
Selbst wenn die frühe Sonne in einer wunderschönen Pracht am Horizont erscheint und die ersten Vögel ihren zaghaften Gesang anstimmen, dann bewegt sich dieses Biest in mir. Unentwegt und pausenlos kriecht und tritt es. Es lässt mich gnadenlos leiden, als hätte es eine Haut voller scharfer Klingen, die sich an mir reiben.
So sehe ich auf die Welt aus einem Gesicht des Lebens, aber spüre dennoch, wie die eisige Kälte der Pflanze des Todes in mir aufsteigt. Gesät wurde sie mit dem Sterben meines Erstgeborenen. Sie wächst in einem Reagenzglas des Schicksals, bis zur Zeit ihrer schroffen Knospe in meinen Träumen.
Nun lebe ich für die Blüte. Ich lerne ohne Kurzweil mit viel Fleiss und immer tief im eigenen Leid, die eigensinnige Schönheit dieser Blüte zu schätzen.
Bereit möchte ich sein, wenn sie am Ende nur für mich ganz alleine erblühen wird.
© Alexander Rossa 2024