Der Blog und ich leben noch

Der Blog und ich leben wieder…

Wenn ich am Morgen erwache, dann ist es zumeist noch dunkel. Wegen der Schmerzen in all meinen Gelenken, habe ich kaum geschlafen. Ich muss mich alle 30 Minuten umdrehen, was sehr mühevoll ist, da es sehr schmerzhaft ist. Danach bin ich immer relativ wach, muss dann erst wieder einschlafen, um dann wieder zu erwachen, um mich dann erneut umzudrehen. Am Morgen bin ich dann müde, fühle mich sehr schlecht und die Trigger-Sammlung hat begonnen. Drei Trigger reichen aus, um meinen Tag komplett umzuhauen. Ich bin dann so sehr depressiv, dass ich kaum mehr etwas machen kann und der Selbsthass sehr stark wird. Bei noch mehr Triggern, kann sich die Depression über mehrere Tage hinweg ausdehnen. Zusammen mit den Schmerzen lebe ich in der Hölle. Ich verlasse kaum noch das Haus zum einen, weil ich mit dem Rollstuhl überall Barriere habe, zum anderen, weil ich den Lärm des menschlichen Alltags und die allgegenwärtige Ignoranz nicht mehr ertragen kann. Ich fühle mich viel zu weich für diese Welt. Zudem bin ich absolut nicht mehr belastbar. Ich kann vieles schlicht nicht mehr machen, auch wenn ich es noch so sehr möchte.

Meine ärztliche Versorgung empfinde ich als schlecht. Es gibt kaum Ärzte, die ich barrierefrei erreichen kann und gibt es dann einmal einen Arzt, dann nimmt dieser keine neuen Patienten auf. Mein aktueller Arzt duldet mich mehr oder weniger nur noch, weil er schon sehr alt und wohl nicht mehr lange aktiv ist. Zudem lässt er mich mit meinen Schmerzen im Stich. Er schreibt mir einfach nichts stärkeres mehr auf und drückt mich zum Schmerztherapeut, den es aber hier nicht gibt, da wir nur einen barrierefreien haben, der nicht barrierefrei ist und der Rest nur Privatpatienten betreut. Mein Hausarzt zieht nur gnadenlos sein Vorsorgeprogramm durch und das war es. Alle anderen Leiden (und es sind einige) scheinen ihm egal zu sein, oder er hat schlicht einfach keine Zeit. Meine Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen sprechen bisher auf keine Medikamente an, ich habe schon vieles probieren müssen und sind offenbar nicht therapierbar. Therapeuten kann ich ebenso vergessen, da sie entweder nicht barrierefrei sind oder sie mich nicht einmal mehr auf Listen aufnehmen, weil sie viel zu viele Nachfragen haben. Ich könnte eventuell noch der Wissenschaft als Versuchskaninchen dienen, aber ob das der Sache zuträglich ist, da bin ich mir nicht sicher. Generell habe ich heute wegen vieler sehr schlechter und schmerzlicher Erfahrungen, ein sehr kritisches Verhältnis zu Ärzten aller Art. Und ich kann da viele krasse Geschichten erzählen. Mein jetziger Hausarzt ist auch nicht barrierefrei, und ich muss auf eigene Kosten jeden Monat mit dem Taxi zu ihm fahren und mich in seine Praxis mit wenigen Stufen kämpfen. Das letzte Mal wäre ich fast vor Schmerzen zusammengebrochen. Nach jedem Besuch entzünden sich dann die Gelenke so stark, dass ich 2-3 Tage lang überhaupt nicht mehr laufen oder mich bewegen kann, weil die Schmerzen so stark sind. Es ist zum Verzweifeln. man muss dazu verstehen, dass schon der Arztbesuch alleine, für mich schon eine extrem große psychische Belastung ist.

Wie dem auch sei, ich habe jetzt viele Jahre nicht schreiben können. Es ging einfach nicht mehr. Ich war innerlich zerstört. Doch ich habe nun beschlossen, mich wieder dazu zu zwingen, auch wenn kaum jemand meine Schreibarbeiten mag oder verstehen sollte. Ich schreibe für mich, wenn ich es kann. Es ist so ziemlich das einzige, was mir noch geblieben ist. Das Tippen fällt mir schwer, weil mir die Arme nach kurzer Zeit fast abfallen, vor Schmerzen und die Finger taub werden. Ich teste zur Zeit verschiedene Kombinationen von Kräutern und nehme CBD-Öl, damit ich die Nacht einigermassen überstehe. Das CBD-Öl hilft tatsächlich für die Nacht. Einige der Kräuter helfen tatsächlich auch gegen zu hohen Zucker und für ein minimalst besseres Standing am Tag. Musste aber vieles ausprobieren und viele Sachen waren auch nutzlos. Dennoch schreibe ich jetzt wieder. Also muss etwas an den aktuellen Pflanzen sein, da meine Ärzte es ja leider nicht auf die Reihe bekommen haben. Mein Traum ist es, vielleicht irgendwann einmal mit unserer Hündin wieder raus gehen zu können. Das habe ich fürher so gerne gemacht und geliebt. Sie läuft so gerne und ist so schnell. Ein toller Hund. Aber Herrchen ist nur zu Hause und schafft es kaum von Zimmer, zu Zimmer. Das sind Sachen, die mir immer das Herz brechen. Früher war ist so naturverliebt und sportlich. Alles ist systematisch kaputt gemacht worden. Aber egal, ich darf nicht darüber nachdenken. Blicke ich zurück, war es das für mich. Denke ich darüber nach, war es das für mich. Frage ich mich nach dem Sinn von allem, dann war es das für mich.

Heute hatte ich bereits Trigger und schleife schon wieder nahe dem Abgrund. Daher schreibe ich das jetzt hier. Es ist ein verzweifelter Versuch, es aufzuhalten. Später mache ich noch ein paar Atemübungen, um die Enge in der Brust loszuwerden und den Kopf klar zu bekommen. Das dunkle Wetter heute ist nicht förderlich. Um so bezaubernder ist unsere Hündin. Sie ist ein Sonnenschein und tut mir immer einfach nur gut. Sie lehnt mich nie ab, mag mich so wie ich bin und sucht von sich aus, die Nähe zu mir. Wenn man so einsam ist, wie ich, dann ist das sehr viel wert. Denn im grunde bin ich einsam, inmitten der Menschenmassen um mich herum, denen ich egal bin oder die so viele mir wichtige Dinge im Leben, nicht mit mir teilen wollen oder es schlicht nicht können. Einigen mache ich daraus keinen Vorwurf. Es sind die Erfahrungen im Leben, die uns zu dem machen was und zumeist auch, wie wir sind. Je kurioser das Leben also verläuft, desto kurioser und einzigartiger sind die Erfahrungen, die man erfährt und die einen dann von all jenen Menschen trennen, die diese Erfahrungen eben nicht gemacht haben oder diese womöglich empathisieren können. Da wir in Zeiten sehr niedriger Empathiepegel in den Gesellschaften leben, fallen eben solche Menschen wie ich es bin, schnell vom Tellerrand. Oft spricht man dann mit Leuten und bemerkt nach kurzer Zeit nur, ihre glasig werdende Augen, ein unverkennbares Signal dafür, dass sie dem Gespräch nicht mehr folgen oder folgen wollen. Das schmerzt, und man wendet sich schweigend ab, fühlt sich abgelehnt. Irgendwann lehnt man sich dann selbst auch ab. Das schleift sich so ein. Man ist ja auch nur ein Mensch, sieht sich als Teil des Rudels und möchte akzeptiert und anerkannt werden. Ja, ich möchte vielleicht einfach auch nur gesehen werden. Ich bin da und lebe noch.

Die alte Yberseh-Seite war auf alter Software und nun gibt es sie hier, auf neuer Software unter dem neuen Namen TexteInsel (httpw://www.texteinsel.de). Mir war es wichtig, das meine alten Arbeiten nicht unter die Räder kommen und ich wieder Raum, für zumindest Blogbeiträge habe. Vielleicht gefallen sie ja diesem, oder jenem Leser. Dann würde ich mich freuen.

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